Bereich Gesundheit
„Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“ (Definition der WHO)
Kontext
Die psychische und physische Gesundheit ist bei Menschen mit Fluchterfahrungen aus vielfältigen Gründen stark belastet. Demzufolge sind hauptamtlich in der Migrationssozialarbeit Beschäftigte in der täglichen Praxis mit dieser Thematik konfrontiert. Traumatisierung, Depression, Substanzmittelstörung sowie transkultureller Umgang mit Krankheit, Diagnostik und Therapie sind bedeutsame Gegenstände in der Beratung und Betreuung. Auch das deutsche Gesundheitssystem, die Gesundheitsversorgung und die Kostenübernahme für gesundheitliche Leistungen für geflüchtete und neuzugewanderte Menschen sind wichtige Themen in der Migrationssozialarbeit.
Angebote & Themenschwerpunkte des Fachbereichs
Der Fachbereich Gesundheit fördert einen sensibilisierten und professionellen Umgang mit den oben genannten Themenfeldern. Neben der Qualifizierung von Migrationssozialarbeitenden steht auch die Selbstfürsorge des und der Einzelnen im Fokus des Referats. Weiterführend zu den bedarfsgerechten Fort- und Austauschformaten bietet der Fachbereich telefonische und persönliche Beratungen zu gesundheitsbezogenen Fragestellungen an. Der Verweis zu migrationsspezifischen psychosozialen Beratungsstellen und Suchtdiensten in Berlin und Brandenburg ist Teil des Beratungsgesprächs.
Die Vernetzung zu landesweit oder regional agierenden Akteur*innen im Bereich psychosoziale Versorgung sowie Substanzmittelstörung und ‑gebrauch ist ebenso ein Aufgabenbereich wie die Organisation und Förderung des Dialoges zwischen Akteur*innen der psychosozialen und psychiatrischen Versorgung. Unter Leitung des Fachbereichs Gesundheit etablierte sich im Jahr 2019 das landesweite Netzwerktreffen der Akteur*innen der psychosozialen Versorgung für Menschen mit Fluchterfahrungen, welches seither quartalsweise stattfindet.
Das deutsche Gesundheitssystem
Das deutsche Gesundheitssystem stellt Menschen mit Fluchterfahrungen vor spezifische Herausforderungen. So können Überforderung sowie nicht vorhandenes Wissen oder Verständnis Einzug in die Beratung und Betreuung durch die Migrationssozialarbeitenden halten. Da insbesondere die Verbindung von Aufenthaltsstatus und entsprechender Gesundheitsversorgung die Situation schnell undurchsichtig macht, unterstützen wir die Berater*innen bei offenen Fragen.
Psychosoziale Versorgung von Menschen mit Fluchterfahrung
Die psychische Gesundheit ist bei geflüchteten Menschen durch die Erfahrungen im Heimatland sowie durch den langwierigen Fluchtweg stark belastet. Ihre Unterstützung birgt daher besondere Herausforderungen. Bei vielen Fachkräften bestehen Fragen und Unsicherheiten bezüglich des Umgangs mit traumatisierten Personen. Darüber hinaus mangelt es häufig an Kapazitäten, Netzwerken und Strukturen sowie an Wissen zur Überwindung von Hürden, um für Geflüchtete einen bedarfsgerechten Zugang zur psychosozialen und psychotherapeutischen Versorgung zu gewährleisten bzw. zu ermöglichen.
Resilienzförderung in der Migrationssozialarbeit
Dass andauernder Stress physische und psychische Erkrankungen auslösen bzw. begünstigen kann, ist allgemein bekannt. Auch der Berufsalltag von Migrationssozialarbeitenden ist durch vielfältige und berufsbedingte Stressoren gekennzeichnet. Wie der Gesundheitsreport der deutschen Betriebskrankenkassen aus dem Jahr 2010 zeigt, leiden Mitarbeitende des Sozialwesens überdurchschnittlich oft an psychischen Erkrankungen.
Substanzmittelstörung/-gebrauch bei Menschen mit Fluchterfahrungen
Seit 2015 sind mehrere Millionen Menschen nach Deutschland geflohen. Hohe Prävalenzen für Opiatabhängigkeit in den Heimatländern zeigen, dass unter ihnen auch drogenabhängige Geflüchtete sind. Darüber hinaus können nicht behandelte Traumafolgestörungen und Belastungen wie eine unsichere Bleibeperspektive und Einsamkeit zu einem Erstkonsum führen. Demnach sind Substanzmittelgebrauch und Substanzmittelstörung in der Migrationssozialarbeit ebenso wichtige Themen wie in der Mehrheitsgesellschaft auch.