Bereich Soziale Arbeit
Soziale Arbeit ist der Wissenschaftlichkeit sowie den Sozial- und Menschenrechten verpflichtet. (DGSA)
Kontext
Migrationssozialarbeit ist Soziale Arbeit, die im Kontext von Migration und Integration stattfindet. Als Grundlage dient in Brandenburg das Landesaufnahmegesetz, Anlage 4. Hier sind Qualitätskriterien festgeschrieben, die für die Praxis als Qualitätsstandards gelten. Diese beziehen sich hauptsächlich auf strukturelle Arbeitsbedingungen, wie z. B. den Personalschlüssel und die räumliche Ausstattung. Da Orientierungsqualität, Beziehungsqualität, Prozessqualität sowie Management- und Organisationsprozesse jedoch ebenso entscheidende Einflussfaktoren darstellen, widmet sich der Fachbereich gleichermaßen diesen Dimensionen. Somit werden neben Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung in der Sozialen Arbeit insbesondere sozialarbeiterische Haltungs- und professionsethische Fragen mit Migrationsspezifik bearbeitet.
Angebote und Themenschwerpunkte des Fachbereichs
Von den Fachkräften in der Migrationssozialarbeit sind hochspezifische Kenntnisse, insbesondere in zwei Themenbereichen, gefragt: sozialarbeiterisches sowie migrationsspezifisches Wissen. Der Fachbereich Soziale Arbeit setzt sich genau mit dieser Schnittstelle auseinander. Mittels Fortbildungs- und Beratungsangeboten wird die professionelle sozialarbeiterische Orientierung von Migrationssozialarbeitenden sowie Quereinsteiger*innen gefördert bzw. gesichert. Die Einhaltung der Qualitätsstandards ist natürlich nicht nur Aufgabe der Migrationssozialarbeitenden bzw. anderweitiger Fachkräfte, sondern auch die der Träger Sozialer Arbeit in den Bereichen Migration und Integration.
Zu diesen und auch weiteren sozialarbeiterischen Themen bietet der Fachbereich Unterstützung für Migrationssozialarbeitende, Verwaltungs- und Trägerangehörige sowie andere im Tätigkeitsfeld hauptamtlich Beschäftigte an:
- Beratung zu Qualität, Haltung und Profession
- Unterstützung bei der Erstellung von einrichtungsspezifischen Qualitätskriterien
- Vernetzung zu landesweit und regional agierenden Akteur*innen in den Bereichen Qualität, Haltung und Profession
- Förderung des Dialogs zwischen Trägern, Migrationssozialarbeitenden und Quereinsteiger*innen
- Fortbildungen und kollegiale Fallbesprechungen
Qualität der Migrationssozialarbeit in Brandenburg
Die Sozialgesetzbücher bilden den gesetzlichen Rahmen der Sozialen Arbeit in Deutschland. Damit einher gehen auch Vorgaben, wie Soziale Arbeit geleistet werden muss. Adressat*innen der Sozialen Arbeit haben Ansprüche auf bestimmte Leistungen, die von Fachkräften in Organisationen bzw. Unternehmen der Sozialen Arbeit erbracht werden. Aspekte von Dienstleistungen sind nicht mehr von der Hand zu weisen und Qualitätsmanagement wird in sämtlichen Organisationen umgesetzt. Dennoch gilt es, Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession zu gewährleisten. In diesem Spannungsfeld bewegen sich Migrationssozialarbeitende in Brandenburg, weshalb sich der Fachbereich schwerpunktmäßig mit der Orientierungsqualität, Management und Organisationsprozessen, der Sozialen Arbeit als Menschenrechtsprofession und dem widersprüchlichen Dienstleistungsverhältnis, in dem sich Soziale Arbeit, Auftraggeber*innen sowie Klient*innen befinden, beschäftigt.
Case Management als Methode in der Migrationssozialarbeit
Case Management ist eine Methode der Sozialen Arbeit, die ihren Ursprung in den USA hat. Seit Anfang der 2000er findet sie immer mehr Einzug in das deutsche Hilfesystem. Die Herangehensweise ist fallzentriert, d. h. Klient*innen und ihr Umfeld in Form von Angehörigen oder anderen Hilfesystemen werden in der Fallarbeit bedacht. Der*die Fallmanager*in führt alle „Hilfe”-Fäden zusammen und behält den Überblick. Anders als bei anderen Methoden der Sozialen Arbeit gehört zum Case Management auch der Abschluss des Falls, was für viele Klient*innen, aber auch für die Sozialarbeitenden selbst eine Herausforderung sein kann.
Machtkritische Soziale Arbeit
Sozialarbeitende und andere Fachkräfte arbeiten an den unterschiedlichsten Schnittstellen im System. Nicht immer besetzen sie dabei Entscheidungspositionen. So sind es für gewöhnlich auch nicht sie, die die wegweisenden Lebensentscheidungen in Absprache mit den Klient*innen treffen können. Dies tun in der Regel die Ausländerbehörde, das Jugendamt oder die Arbeitsagentur bzw. das Jobcenter. Nichtsdestotrotz befinden sich sozialarbeiterische Fachkräfte in einer Machtposition, da sie sich beispielsweise dafür oder dagegen entscheiden können, jemandem zu helfen. Eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung ist in diesem Zusammenhang essentiell.
Professionelle Haltung in der Sozialen Arbeit
Die professionelle Haltung basiert auf einem einheitlichen Berufsethos, theoretischem Wissen, praktischer Erfahrung und der gültigen Moral und Ethik der jeweiligen Gesellschaft. Als Orientierungshilfe ermöglicht sie die Ausübung einer professionellen, distanzierten Berufsrolle auf Basis eines reflektierten Welt- und Menschenbildes. Sie bedarf einer selbstkritischen und reflektierten Haltung, denn sie ist Austausch von überprüfter innerer Einstellung auf Grundlage allgemeiner oder auch spezifischer handlungsfeld- oder institutionsbezogener professioneller Standards.
Mehr zu Haltung in der Migrationssozialarbeit können Sie sich im Video des Vortrags von Prof. Dr. Jan Volker Wirth erfahren:
Mitschnitt der Online-Konferenz „Qualität in der Migrationssozialarbeit – Eine Frage der Haltung“ vom 2. Juni 2021